Zu Medienveränderungen

Es ist nun gut zwei Jahre her, dass ich als Pressesprecher des Magistrats Bremerhaven aus dem Dienst ausgeschieden bin. Als ich jetzt auf meine damalige Abschiedsmail an die Kolleginnen und Kollegen der Medien, mit denen ich zu tun hatte, gestoßen bin, war ich überrascht über die Aktualität und zugleich über die Dynamik, die die Medienentwicklung seitdem genommen hat. Deshalb hier aus gegebenem Anlass mein Text, den ich Ende 2022 verschickt habe:

Ich erlaube mir, eine kleine Betrachtung über die Veränderung der Medienlandschaft während der vergangenen Jahre zum Besten zu geben.

Dabei spielt es eine wichtige Rolle, dass die traditionellen und professionellen Medien wie Rundfunk, Fernsehen und Zeitungen heute unter veränderten Bedingungen arbeiten müssen und wollen. Das ist für den Pressesprecher nicht immer angenehm. 

Als ich noch beim Rundfunk war und man einen Fehler gemacht hat, eine falsche Formulierung oder eine Ungeschicklichkeit, dann hat man sich getröstet und gesagt, das versendet sich. Denn tatsächlich war eine Sendung, die ausgestrahlt war, für die normalen Hörer oder Hörerinnen weg. Das ist heute anders. Heute kann man praktisch immer und überall Sendungen nachhören, nachsehen oder nachlesen. Das verändert für die Journalistinnen und Journalisten eine Menge. Das gilt neuerdings auch für die Zeitungen, die heute multimedial unterwegs sind, es gilt also für alle professionellen Medien. Heute ist der Konkurrenzkampf der Medien erheblich größer, weil sich viel ins Digitale verlagert hat. Während die Printauflagen der lokalen Zeitungen sinken (zum Teil rapid), muss im Digitalen Quote gemacht werden. Das nennt man Click-Baiting. Dann lautet die Überschrift eben nicht, dies oder jenes soll verkauft werden, sondern dann muss es schon heißen, es soll „verscherbelt“ werden. Das ist der Versuch, Aufmerksamkeit zu wecken und zwar fast um jeden Preis, gelegentlich auch um den Preis der Wahrheit. Jeder Click zählt. Das ist eine ungute Entwicklung. Die wird verstärkt dadurch, dass es immer mehr Menschen gibt, die ihre eigenen Beobachtungen, Meinungen und Erlebnisse in den digitalen Netzwerken mitteilen. Das stellt nicht nur Pressestellen vor große Probleme, sondern die professionellen Medien, die mit dieser subjektiven Augenzeugenberichterstattung starke Konkurrenz erhalten. Statt mit fundierterer Berichterstattung zu reagieren, Zusammenhänge zu erklären, um so aufzuklären, werden auch viele professionelle Medien wuschiger, um es freundlich zu sagen. Das ist dem Pressesprecher ein besonderer Graus. Ein rechtes Gegenmittel habe ich noch nicht gefunden, gebe ich zu. Gesellschaftlich nötig wäre es. Dem muss ich mich nun nicht mehr aktiv stellen. Die Aufgabe bleibt bestehen.

 

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Kolleginnen und Kollegen der professionellen Medien, mit denen eine faire Zusammenarbeit möglich war, ganz herzlich dafür zu bedanken, es waren die meisten. Es war eine Freude und Bereicherung. Dass es auch die einen oder anderen gab, die meine Schussfestigkeit auf die Probe gestellt haben, fand ich nicht sehr nett, aber ich habe es ausgehalten.